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Mutter mit Milchstau stillt Baby

Milchstau

Viele stillende Mütter machen ungewollt Bekanntschaft mit ihm – dem Milchstau.
Was ein Milchstau ist und wie er entsteht, was du präventiv tun kannst und wie er behandelt wird, all das erfährst du in diesem Artikel.

Ein Milchstau ist, wie das Wort schon sagt, eine Anstauung von Muttermilch in den Milchgängen aufgrund einer unzureichenden Entleerung der Brust.
Du kannst ihn dir vorstellen wie einen Stau auf der Autobahn: Die blockierte Straße ist der Milchkanal und die Autos sind die Milch. Der Milchstau kann während der gesamten Stillzeit auftreten, jedoch am häufigsten in den ersten 12 Wochen nach der Geburt.

Zu den typischen Symptomen gehören: Verhärtungen und Schmerzen in der Brust / Knoten, empfindliche Stellen und Rötungen sowie erhöhte Temperatur / Fieber.

Häufig verursacht eine Kombination aus mehreren verschiedenen Faktoren einen Milchstau. Zu den häufigsten Gründe für die Entstehung eines Milchstaus zählen z.B. zu viel Stress (körperlich und seelisch), eine mangelnde Entleerung der Milchgänge sowie Stoß- oder Druckeinwirkung.
Auch kann die initiale Brustdrüsenschwellung (Milcheinschuss) einen Milchstau begünstigen.

In dieser Phase bildet dein Körper die sogenannte Übergangsmilch: das Kolostrum (die Vormilch) wird nun umgewandelt in reife Muttermilch. Bei diesem Prozess ändert sich nicht nur die Zusammensetzung der Muttermilch, sondern auch die Menge.
Weil es ein paar Tage dauert, bis sich dein Körper auf die individuellen Bedürfnisse deines Babys einstellt, kann es sein, dass du in dieser Übergangsphase mehr Milch hast, als dein Baby gerade benötigt. Folglich kann es passieren, dass etwas Milch nach dem Stillen in der Brust zurück bleibt, was wiederum das Risiko eines Milchstaus erhöhen kann.

Was kannst du also vorab tun, damit du erst gar nicht einen Milchstau bekommst?

1.) Korrektes Anlegen des Babys & Stillen nach Bedarf:

Idealerweise kuschelst du dich viel mit deinem Baby im direkten Hautkontakt ins Bett, denn so schüttet dein Körper viel Oxytocin aus, was sowohl das Stillen als auch das Bonding positiv beeinflusst. Bitte stille dein Baby auch immer nach seinem individuellen Bedarf. Babys kann man nicht timen, daher sollten sie gestillt werden, sobald sie Hungerzeichen zeigen. Ist dein Baby kurz nach der Geburt noch sehr schläfrig, darfst du es für seine Stillmahlzeiten wecken.
Ein Neugeborenes trinkt ca. alle 2-3 Stunden bzw. 8-12 mal in 24 Stunden. Sei dir aber bewusst, dass die Stillabstände und die Stilldauer während der gesamten Stillzeit variieren werden und nicht in Stein gemeißelt sind.
Häufiges Stillen nach Bedarf hat den Vorteil, dass deine Brust gut entleert wird und dadurch neue Milch nachgebildet wird. So kommst du gut in die Milchbildung und kannst dein Baby langfristig mit Muttermilch versorgen. Lass dir auch unbedingt von deiner Hebamme oder Stillberaterin verschiedene Stillpositionen zeigen, denn so wird das Drüsengewebe in der Brust optimal stimuliert und alle Milchkanäle werden gut entleert. Eine gute Stillposition und das korrekte Anlegen des Babys an der Brust sind immens wichtig.

2.) Stress vermeiden:

Achte auf eine gesunde Ernährung und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie genügend Ruhepausen und Schlaf.
Oftmals haben frischgebackene Eltern viel zu viel Besuch im frühen Wochenbett was durchaus Stress verursachen kann. Unter Stress schüttet der Körper Hormone wie Cortisol und Adrenalin aus. Leider sind das genau die Gegenspieler vom Hormon Oxytocin – welches dafür sorgt, dass die Milch fließt. Und da das Stillen ohne Oxytocin nicht funktioniert, kann sich so ganz schnell ein Milchstau einschleichen. Am besten gestaltet ihr das Wochenbett also ruhig und überfordert euch nicht mit Besuchern. Nutzt die Zeit zur Erholung und dazu, als Familie zusammen zu wachsen. Euer Baby ist auch in ein paar Wochen noch süß und kann dann der Verwandtschaft und dem Freundeskreis stolz präsentiert werden 🙂
Solltet du schon Kinder haben, kann euch vielleicht eine Vertrauensperson bei der Betreuung der Geschwisterkinder entlasten, mal für euch einkaufen gehen oder die Wäsche erledigen? Um das Wochenbett möglichst entspannt und stressfrei gestalten zu können, nehmt ihr am besten jede Hilfe an, die euch angeboten wird und legt den Fokus auf den neuen Erdenbürger.

3.) Druck z.B. durch zu enge Kleidungsstücke vermeiden:

Jeder BH der dich einschnürt oder nicht richtig passt, ist eine potentielle Gefahr für einen Milchstau. Verzichte daher auf zu enge BHs und solche mit Bügel. Vermutlich wirst du dich mit einem gut sitzenden Stillbh am wohlsten fühlen.

Und wenn dich der Milchstau dennoch erwischt hat gilt: hol dir schnellstmöglich Hilfe von deiner Hebamme und/oder Stillberaterin, denn wenn prompt mit der Behandlung begonnen wird, ist meist bald eine deutliche Besserung spürbar.

Folgende Tipps werden dir dabei helfen den Milchstau in den Griff zu bekommen:

1.) Weiter stillen:

Durch das Stillen kann die gestaute Milch abfließen und die Milchmenge kann sich den Bedürfnissen des Babys anpassen. Um den Milchfluss zu fördern, wirkt sich Wärme vor dem Stillen, in Form von einem warmen Bad oder Dusche oder einem Kirschkernkissen, positiv aus. Dadurch weiten sich nämlich die Blutgefäße und Milchgänge und die Milch fließt besser und schneller. Zudem ist es ratsam, dass du dein Kind so anlegst, dass der Unterkiefer in die Richtung deutet, die dir Schmerzen bereitet. So wird die angestaute Milch in diesem Bereich besser entleert.

2.) Milch ausstreichen: 

Wenn du nach dem Stillen das Gefühl hast, deine Brust ist noch nicht leer, aber dein Baby ist bereits müde oder satt, kannst du die überschüssige Milch per Hand ausstreichen. Am besten massierst du hierfür vorab deine Brust mit beiden Händen. Dann hältst du deine Brust mit der Hand im sog. C-Griff und imitierst das Saugen des Babys. Deine Hebamme oder Stillberaterin kann dir zeigen, wie das Ausstreichen genau funktioniert. Auch hier kannst du vorab wieder mit Wärme arbeiten, um die Milch schneller zum Fließen zu bringen.

3.) Milch abpumpen: 

Die Verwendung einer guten elektrischen Milchpumpe ist eine weitere Möglichkeit, um deine Brüste optimal zu entleeren. So beugst du einem Milchstau vor bzw. kannst einen schon eingetretenen Milchstau beheben. Diese Methode ist schneller und manchmal auch effizienter als das Ausstreichen per Hand.
Aber Achtung: solltest du bereits zu viel Milch produzieren, pumpe nur so lange ab, bis sich die Brust weich und leer anfühlt. Übermäßig langes Abpumpen würde nämlich die Milchbildung zusätzlich anregen.
Dein Gynäkologe kann dir ein Rezept für den Verleih einer elektrischen Milchpumpe ausstellen. Lasse dich am besten hierzu ärztlich beraten.

4.) Die Brust kühlen: 

Nach dem Anlegen, Abpumpen oder Ausstreichen empfiehlt es sich die Brust für ca. 20 Minuten zu kühlen. Kälteanwendungen sorgen dafür, dass der Körper nicht wieder sofort neue Milch nachproduziert. Am besten eignen sich Quarkwickel und das Auflegen von Weißkohlblättern, da sie sich gut an die betroffene Stelle anpassen und eine entzündungshemmende Wirkung haben.

5.) Lass dich unterstützen und verwöhnen und gönn dir (Bett)ruhe: 

Deine einzige Aufgabe sollte es nun sein dich auf dein Baby zu konzentrieren, damit die Stillbeziehung schnell wieder in Einklang kommen kann.

Als Faustregel gilt: 

innerhalb von 24 Stunden (spätestens nach 48 Stunden) solltest du mit diesen alternativen Behandlungsmethoden eine deutliche Verbesserung deines Zustandes verspüren. Wenn das nicht der Fall ist und sich dein Zustand sogar verschlechtert oder hohes Fieber auftritt, hast du eine Mastitis (Brustentzündung) entwickelt. Nun muss ein Arzt hinzugezogen werden, damit eine Therapie mit einem stillverträglichen Antibiotikum begonnen werden kann

Referenzen:

– AWMF-Leitlinie „S3-Leitlinie: Therapie entzündlicher Brusterkrankungen in der Stillzeit“
http://www.awmf.org/leitlinien/detail/II/015-071.html
– Harder, U. Et al. (2015): Wochenbettbetreuung in der Klinik und zu Hause,99-100, Hippokrates Verlag Stuttgart

Alexandra Habermeier

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